zur verkostung:
meine wertungsstandards
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- klarheit -
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Ich bin das Verkosten im 20er Punkte-Schema gewöhnt und möchte diese Routine beibehalten. Dabei habe ich für mich folgende Punktestufen definiert:

10 Punkte: Grob fehlerhaft.
11 Punkte: Fehlerhaft.
12 Punkte: Schwach.
13 Punkte: Passabler Wein, reelle Konsumqualität. Ein Wein, über den man sich freut, wenn man ihn in der Theaterpause als Offenwein ausgeschenkt bekommt.
14 Punkte: Deutlich überdurchschnittliche Konsumqualität; Wein, der weitgehend fehlerfrei ist und seinen Typ auf gutem Niveau repräsentiert. Ein guter Alltagskauf.
15 Punkte: Guter Wein mit deutlicher Sorten-, Typen- oder Terroircharakteristik. Kleine Unausgewogenheiten. Ein Wein, über den man sich aufrichtig freut, wenn man ihn geschenkt bekommt.
16 Punkte: Sehr guter Wein mit klarem Ausdruck, Stil und Intensität. Gute Harmonie. Ein Wein, den man mit bestem Gewissen, ja mit Stolz, verschenken kann.
17 Punkte: Sehr guter bis großer Wein. Harmonie und Intensität sind makellos.Der sensorische Befund läßt weit überdurchschnittlicheBemühungen in Weinberg und Keller erkennen. Ein Wein für festliche Anlässe und/oder für den inneren Kreis begeisterter Weinkenner.
18 Punkte: Großer Wein, Harmonie und Intensität sind nahe der Perfektion.
19 Punkte: Großer Wein aus großem Jahrgang. Wein von höchst ausgeprägter Individualität, größter Verdichtung und längster Lebenserwartung.
20 Punkte: Ideal

Subjektivität und Objektivität von Weinverkostungen sind immer wieder Gegenstände hitziger Debatten. Daher abschließend ein Wort des großen Emile Peynaud und einige Reflexionen hierzu:

"Das Paradoxe an der Degustation ist die Tatsache, daß sie ein objektives Verfahren sein möchte, aber mit -subjektiven- Mitteln in dem Sinn arbeitet, daß diese in einer Beziehung zum untersuchten Gegenstand stehen."

Ich lese das wie folgt: Die Subjektivität der Weinverkostung ist das Resultat einer objektiven Einwirkung. Die Reaktion des Degustators erfolgt mit seinem (subjektiven) Wahrnehmungsapparat, aber sie ist nicht willkürlich. Peynaud weiter:

"Der Wein ist das Objekt, der Degustator das Subjekt. Die menschlichen Sinne werden bei der Degustation als Meßinstrumente benutzt. Man kann Regeln für ihre einwandfreie Funktion festlegen, ihre Präzision erhöhen, Fehlerquellen ausschalten, aber der Verkoster ist doch nicht nur Ausführender, sondern gleichzeitig auch Interpret und Richter. (...) Der Degustator muß kühl und präzise in seiner geschmacklichen Analyse sein, streng in seinen Folgerungen, aber engagiert in seinem Urteil." (Le gôut du vin/Die hohe Schule für Weinkenner, dt.: Cham: Müller Rüschlikon, 1984, S. 21)

Wie ich diese Aussagen verstehe, rekonstruiert sich die Tätigkeit des Verkosters wie folgt:

Von den objektiven Eigenschaften des Weins gehen objektiv beschreibbare Sinnesreize aus. Verteilung und Intensität der von einem Verkoster wahrgenommenen Sinnesreize unterliegen jedoch subjektiven Faktoren, die mit seinen physiologischen Eigenschaften, beispielsweise mit seinem persönlichen Geruchsschwellenwert für die Substanz x, zu tun haben. Die auf diese Weise subjektiv zugeschnittene, sich jedoch auf objektive Ursachen beziehende Datenbasis führt zuletzt zu einer engagierten Interpretation: einem Werturteil.

Sind die Konsistenz des eigenen Urteils und die Transparenz der Verkostungsmodalitäten und der Wertungskriterien gegeben, steht der intersubjektiven Verlässlichkeit weinkritischer Urteile trotz deren Interpretationscharakters nicht viel im Weg. Dies ist mir wichtig zu betonen, weil subjektive Faktoren der Degustation häufig mißbräuchlich ins Feld geführt werden, um die Möglichkeit von Werturteilen prinzipiell in Zweifel zu ziehen.

Ein nur schwer zu eliminierender, aber auch ein im Internet einfach auszuscheidender Unsicherheitsfaktor seien hier aber dennoch aufgeführt:

  • Es ist nicht immer zu gewährleisten, daß Sie unter demselben Etikett dieselbe Abfüllung kaufen, die ich verkostet habe. In Deutschland schaffen die amtlichen Prüfungsnummern etwas größere Klarheit. Ich werde mich bemühen, soweit möglich die AP-Nummern sowie die Lot- oder Chargenangaben ausländischer Weine in meinen Notizen aufzuführen.
  • Gerade bei einfachen Weißweinen, die zum raschen Konsum bestimmt sind, sind Degustationsnotizen und Wertungen oft schon nach zwei oder drei Monaten veraltet. Angesichts der monatelangen Vorproduktionszeiten für Printmedien ist das ein ernstes Problem. Im Internet aber gilt die Formel: Heute verkostet, morgen im Netz !

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